Die Tore aus Horn und Elfenbein

Christoph Gassmann, 2004, revised in 2006

Die Tore aus Horn und Elfenbein

In der Zeit der Griechen und Römer wurden die Träume unterteilt in falsche Träume, die durch die Tore aus gesägtem Elfenbein und wahre Träume, die durch die Tore aus poliertem Horn kommen. So dachte man, dass die wahren Träume von den Göttern eingegeben werden, die falschen aber zeigen in einem Zerrspiegel das eigene tägliche Leben und seien daher von geringem Wert. Auch C.G. Jung unterschied auf ähnliche Weise zwischen Alltagsträumen und grossen Träumen. Während erstere vor allem unseren Alltag mit den kleineren und grösseren Nöten, Wünschen und Hoffnungen spiegeln, charakterisierte Jung die grossen Träume als seltene Träume, die nur einige Male im Leben eines Menschen auftreten. Meist beinhalten sie sehr archetypische Symbole, die grundsätzliche menschliche Themen anklingen lassen, die für den Träumer zentral sind.

Doch zurück zu den Griechen. Bei Homer (8. Jh. v. Chr.) machte Penelope diese Unterscheidung, als sie einen Traum von 20 fetten Gänsen hatte, und einem Adler, der alle Gänse tötete. Sie dachte, es sei ein Traum, der durch die Tore aus Elfenbein gekommen, und somit trügerisch und verzerrt sei. Es stellte sich aber heraus, dass es ein wahrer Traum von den Toren aus Horn war, denn Odysseus war inkognito zurückgekehrt und brachte alle seine Nebenbuhler um, die sich bei Penelope während seiner Abwesenheit eingenistet hatten. Diese kleine Geschichte zeigt, dass es für den Träumer nicht einfach ist, zu erkennen, ob der Traum wahr ist oder einen Zerrspiegel aus eigenen Wünschen, Hoffnungen und Bedürfnissen ist. Manchmal kann das erst im Nachhinein erkannt werden, wenn die Ereignisse einen Traum bestätigt haben oder eben nicht.

Diese Unterteilung in wahre Träume von den Toren aus Horn und den falschen Träumen von den Toren aus Elfenbein ist sehr alt. Man weiss nicht genau, ob Homer, der diese Unterscheidung in der Odyssee erwähnt, existiert hat und vermutet die Quelle dieser Geschichte in der frühgriechischen nomadischen Rhapsoden (Sänger, Geschichten- und Mythenerzähler) aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Der römische Dichter Vergil (70 – 19 v. Chr.) erwähnte diese Unterscheidung ebenfalls. In einem seiner Werke schickte Morpheus, der Gott des Schlafes, den Gott des Traumes Oniros durch diese beiden Pforten um den Menschen wahre und falsche Träume zu bringen, um sie zu leiten, aber auch um sie irre zu führen.

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Die Unterscheidung der Tore aus Horn und Elfenbein ist in unserer Zeit etwas in Vergessenheit geraten, doch wurde sie von Seth aufgegriffen, der zusammen mit Jane Roberts eine ASW Klasse leitete. Er schlug den Gruppenteilnehmern vor, sich vor dem Einschlafen vorzunehmen, einen wahren Traum von den Toren aus Horn zu haben. Sie sollten das jeden Abend tun und dann die Träume aufschreiben, damit sie untersuchen konnten, ob und wie sich diese Trauminkubation auf ihr Traumleben auswirkte. Er bemerkte dazu, dass diese Unterscheidung ursprünglich von ägyptischen Priestern geprägt wurde. Damit wären wie schon weiter in der Vergangenheit (3 Jahrtausend v. Chr.) und vor den griechischen Rhapsoden.

Elias, ein anderer Persönlichkeitswesenskern, der nicht inkarniert ist und durch Mary Ennis spricht, nimmt dieses Thema auf. Er erklärt, dass man das Tor aus Horn im Traum benutzen kann, um andere Bewusstseinsfelder zu betreten, die nicht durch die Brille der eigenen Glaubenssätzen und Werthaltungen verzerrt sind.

Ich schlage also allen Träumern vor, die Tore aus Horn in ihre Träume zu integrieren, indem man sich vor dem Einschlafen suggeriert, wahre Träume von den Toren aus Horn zu haben. Was für einen Effekt haben diese Suggestionen auf das Traumleben? Folgen darauf die üblichen Träume, oder sind sie irgenwie anders? Sind es seltsame Träume, oder unangenehme Träume?

Christoph Gassmann, Horgen, Schweiz

Links:
http://www.cafemuse.com/sethnet/True_Dreams_Gates_of_Horn.html
http://www.eliasforum.org/digests/dream_triggers.html